
Am 14. Februar ist Donnerstag. Und, na gut, auch Valentinstag. Das ist fein, denn das freut den Valentin, den Blumenhandel, die Süßwarenfabrikanten und in zunehmenden Maße auch sämtliche andere, bislang dafür eher exotisch anmutende Industriezweige. Als Folge davon geraten auch viele Menschen klarerweise in Feierlaune. Sollten Sie sich zu jenen zählen, dann befürchte ich, lohnt sich die Lektüre der folgenden Zeilen nicht sonderlich für Sie.
Gehören Sie aber zur Gruppe Millionen echauffierter Frutarier, die ob des großräumigen Floralozids über die Maßen zerknirscht sind, oder erschließt sich Ihnen, wie mir, nur ganz allgemein der Sinn dieser bizarren Veranstaltung nicht gänzlich, dann nur Mut, lesen Sie weiter, hier erhalten Sie anhand einiger weniger Vorschläge die ultimative Anleitung zu einem desaströsen Valentinstag.
Erzählen Sie Ihrer feierwütigen Umwelt eine kleine Geschichte des Valentinstags
Weisen Sie auf einige der beeindruckenden Fakten rund um diesen Festtag hin.
Der Tag geht quasi auf einen beliebigen „heiligen Valentin“ zurück, von dem keiner weiß, welcher genau das gewesen sein könnte. Dieser Umstand alleine lässt die Namensfindung bereits völlig transparent erscheinen. Mit etwas Glück war es jener Valentin, der als Märtyrer enthauptet wurde. Wenn das kein Grund ist, Schokoherzen zu besorgen.
Der 14. Februar als Datum ist praktisch völlig willkürlich gewählt, dafür aber wenigstens beleglos, weshalb er noch nicht mal mehr im kirchlichen Kalender aufscheint. Dort ist nämlich der 7. Jänner als Tag des „heiligen Valentin“ eingetragen. Ökonomisch betrachtet leider ein unsympathischer Termin, sitzen ihm doch Dreikönigstag und Neujahr deutlich zu dicht im Nacken, und präsentiert sich die Durchschnittsbrieftasche von Weihnachten her noch als merklich überbeansprucht.
Wer es hartgesotten mag, kann sein entgeistertes Publikum nun noch davon in Kenntnis setzen, dass dem alteingesessen Europäer, ähnlich wie beim Weihnachtsmann, das eigene sinnlose Brauchtum erst etwas gilt, wenn es irgendwann mal über den großen Teich exportiert worden ist und ihm dann im Zuge irgendeines noch sinnloseren Krieges ein Rückimport widerfahren ist. Und damit haben wir heute den Salat oder eben das große Blumensterben.
Kaufen Sie Ihrer Frau kein Geschenk
Das ist der gute alte Klassiker, mit dem Sie jede Menge Schaden anrichten können. Der Valentinstag wird ja gerne als Tag der Liebenden portraitiert. Wie weit es mit der Liebe tatsächlich her ist, erfahren tausende Männer, wenn sie den vielen Fernsehspots, Radiowerbungen, Leuchtreklamen, Plakaten und dem gut gemeinten, wenngleich auch nicht gänzlich altruistischen Rat der Floristin aus der Nachbarschaft keine Aufmerksamkeit schenken, und es ihnen dieserart nicht ungraziös gelingt, auf das obligatorische Geschenk zu vergessen. Von Enttäuschung über Entrüstung bis hin zur furienartig vorgetragenen Protestnote ist alles drin. Gefühlsregungen, die offenkundige Liebe bezeugen könnten, sind nur selten dabei. Sicher könnten Sie sich fragen, woher die Aufregung plötzlich kommt, der Hochzeitstag wird schließlich auch nicht gerade dadurch geadelt, dass alle anderen Leute sich ebenfalls irgendwelchen, extra dafür gebrandeten Krempel reflexartig schenken. Aber seien wir mal ehrlich: Das tun Sie nicht. Viel eher fragen Sie sich gerade, wann denn das nächste Mal Hochzeitstag ist.
Kaufen Sie Ihrer Frau das falsche Geschenk
Man könnte in diesem Fall freilich argumentieren: „Na ja, aber es zählt doch der Gedanke.“ Zum Glück für alle, die dem Standard-Valentinstag widersagen möchten: NEIN! Dieser Einwurf rettet gar nichts. Ganz im Gegenteil haben Sie damit die Möglichkeit, Ihr typisch männliches Geschenk, wie etwa ein Messerset, eine neue Klobrille oder eine Schlankheitskur, mit feinem Beiwerk zu garnieren. Derlei Präsente harmonieren ausgesprochen gut mit einem romantischen Abendessen am bevorzugten Würstelstand, wo man als Ausdruck des männlichen Sinnes für Romantik am Stehtisch ein Teelicht entzündet. Dazu reicht man das selbst gekaufte Billet, bei dessen Beschriftung man dem inneren Shakespeare freien Lauf gelassen und wortgewandt Gedichte à la „Ich sag‘ es Dir in einem Satz, Du bist mein allergrößter Schatz!“ locker aufs Papier geworfen hat.
Natürlich hilft es an dieser Stelle auch, dass dem Mann die Haltung der Frau ein klein wenig undurchsichtig erscheint. Hat er sich beim Geschenk beispielsweise stilsicher für die Schlankheitskur entschieden, führt das gerne zu Aussagen wie „Willst Du damit sagen, dass ich fett bin?“ Greift er stattdessen, ganz wie es die Kosumwelt von ihm erwartet, zu den Pralinen könnte es leicht sein, dass ihm „Was soll das? Willst Du etwa, dass ich fett werde?“ um die Ohren fliegt.
Kaufen Sie Ihrer Frau das richtige Geschenk
Angenommen, Sie wissen ganz genau, was sich Ihre Frau gestern an den Auslagen der Premiumeinkaufsstraße alles gewünscht hat. Dann ist das prima, aber das bedeutet noch lange nicht, dass sie sich das heute auch noch wünscht. Und selbst wenn es Ihnen gelingt, ein Geschenk zu besorgen, das ihr an jedem anderen Tag gefallen hätte, müssen Sie sich fragen ob es am Valentinstag mit den Geschenken, die die Kolleginnen im Büro bekommen haben, mithalten kann. Was hilft schon der Strauß altersschwacher Rosen, wenn die Praktikantin, die keinen Freund hat, sich selbst ein singendes und beblumtes Glückwunschtelegramm zur Arbeit schicken lässt. Sie sehen also, ohne allzu genaues Zuhören, zumindest aber durch Tiefstapeln bei der Geschenksauswahl haben Sie es in der Hand, den Valentinstag nachhaltig zu verwüsten.
Erwarten Sie ein Geschenk von Ihrem Mann
Was einen verdorbenen Valentinstag betrifft, sind Sie damit meist auf der sicheren Seite. Wenn die Liebesbekundungen Ihres Mannes zumeist darin bestehen, dass er peristaltisch bedingte Geräusche aus dem Gastrointestinaltrakt nicht in Ihrer Gegenwart zum Besten gibt, oder sein Glückwunsch zum Hochzeitstag sinngemäß „Was, ist schon wieder ein Jahr um?“ entspricht, sollten Sie auf jeden Fall auf ein romantisches, feingeistiges Geschenk warten. Lässt er dann den Tag unverblümt verstreichen, können Sie Ihrem Unmut auf gebührende Weise Ausdruck verleihen. Bahnt sich allen Erwartungen zum Trotz dennoch eine kleine Aufmerksamkeit an, besteht ja immer noch die Hoffnung, dass es sich dabei um eine Geschmacklosigkeit handelt, die ihresgleichen sucht.
Erwarten Sie kein Geschenk von Ihrem Mann
Verkünden Sie ruhig schon mal in der Firma, dass Ihr Valentinstag ablaufen wird wie üblich. Sie hätten Ihren Mann nicht extra daran erinnert und er selbst denke eben nicht an so was. Und überhaupt, würden Sie sich nicht viel aus diesem Tag machen. Die viele Schokolade schade nur Ihrer hart erarbeiteten Figur und gegen das meiste Gemüse aus Blumenhandlungen wären sie ohnehin allergisch. Dann können Sie sich in aller Ruhe zurücklehnen und darauf warten, dass Ihr Mann mit roten Bäckchen und überglücklich herbeigerauscht kommt, unter dem Arm genau die Küchenmaschine, über die Sie exakt vor einem halben Jahr beim Durchblättern einer Retrozeitschrift gesagt haben, dass Sie sie süß finden und sie doch ganz wunderbar in eine Küche aus den frühen Siebzigern passen würde. Und weil Sie sich immer schon gewünscht haben, dass er sich mehr für Ihre Arbeit interessiert, hat er auch gleich Rosen für alle Ihre Kolleginnen mit dabei. Nur Sie gehen leer aus. Sie kriegen ja die Küchenmaschine.
Kaufen Sie Ihrem Mann bloß kein Geschenk
Damit wir uns hier nicht missverstehen: Wollen Sie einen hübsch zugrunde gerichteten Valentinstag verleben, besorgen Sie um Himmels willen kein Geschenk für Ihren Mann. Vergessen Sie nicht, Ihr Mann funktioniert anders als Sie. Niemals können Sie ihm mit einer kleinen Aufmerksamkeit den Tag verderben. Kaufen Sie ihm Socken, ist er glücklich. Besorgen Sie etwas für die Küche, wird er annehmen, dass Sie ihm etwas Spezielles kochen wollen. Bei Gästehandtüchern denkt er, dass er seine Kumpels wieder mal einladen sollte. Und das kann beliebig fortgesetzt werden, also lassen Sie das mit den Geschenken!
Nach diesem kleinen Exkurs ist Ihnen sicherlich klar, dass prinzipiell jede der Methoden den Valentinstag zu verbringen, bestens dafür geeignet ist, eine kleine bis mittlere Katastrophe herauf zu beschwören. Wenn Sie Ihren Partner sehr gut kennen, wird es Ihnen mit einem halbwegs glücklichen Händchen selbstverständlich gelingen, die für Ihre Beziehung optimale Variante mit dem größten Super-GAU Faktor auszuwählen.
Aber was auch immer Sie tun, ob Sie feiern oder miesepetrig sein wollen, nehmen Sie es mit Humor, denn so ziemlich alles ist schließlich besser als Enthauptung.
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