


Vor einiger Zeit hatten wir Besuch. Das heißt, meine Mitbewohnerin hatte Besuch. Ich versteckte mich wie immer unterm Bett. Der Besuch bestand unter anderem aus einem kleinen Mädchen, etwa so groß wie ein Fingerhut, das nicht mal meinen Namen richtig aussprechen konnte. Statt dem schön klingenden „Felice“ rief das Gör die ganze Zeit: „Liiiits, Liitss, Liiiiiiiiiiiiitssssss!!“ während es mit seinen Patschhänden unters Bett fummelte. Und meine Mitbewohnerin, die Verräterin, hatte nichts Besseres zu tun, als mich auf der anderen Seite abzupassen und direkt in die Hände des Feindes zu legen.





Letztens war mir langweilig und ich hatte Hunger, außerdem war ich zickig drauf. Dann saß auch noch meine Mitbewohnerin in meiner Couchmulde und schrieb etwas in ein Heft. Ich sprang zu ihr hoch und versuchte, mich mittig aufs Papier zu legen. Sie schob mich leicht zur Seite und sagte: „Nicht jetzt Felice, ich schreibe gerade meine Wünsche und Ziele fürs kommende Jahr auf.“


Eigentlich leben wir Katzen hier in unserer Straße in recht gutem Einvernehmen. Ganz unten bei der Straßeneinfahrt lebt ein eitler Siamkater, der sich mordsmäßig was einbildet, weil er eine RASSEKATZE ist. Ich bin auch Rassekatze, für manchen vielleicht mehr Katze als Rasse, aber egal.
