Die Katzenüberlegungen erscheinen als regelmäßige Glosse („Katzenjammer“) im Magazin all4pets, aktuelle Ausgabe 4/2016 (www.all4pets.at). Dies ist vorläufig die letzte Kolumne, aber irgendwie sind wir sicher: Felice will return!
Meine seltsame Mitbewohnerin findet immer wieder skurrile Wege, ihr trostloses Dasein zu erhellen und meines zu amüsieren. Jüngst hat sie wieder etwas Neues für sich entdeckt: Yoga.
Da wechselt sie von der Kobra in die Raupe, verrenkt sich in Baum und Kuh bis in den Frosch.
So kam es also, dass sie irgendwann aus dem herabschauenden Hund direkt in die zerknirschte Katze blickte. Mein süffisantes Grinsen muss sie auch verkehrt herum richtig gedeutet haben, denn als ich ihr den Rücken zudrehte und etwas holprig über die Stiege wackelte, rief sie mir nach: „Yoga wär auch was für dich, Moppelchen, das täte dir schon gut!“. Sprach‘s und begab sich still in die Sphinx.
Ich war echauffiert! Als hätten wir Katzen nicht schon seit Billionen von Jahrtrillionen Yoga internalisiert. Ha! Wir haben Yoga praktisch erfunden, erst durch uns kam es in die Zivilisation und blieb schließlich beim seltsamsten Glied in der Kette hängen, beim Menschen.
Nur damit keine Zweifel aufkommen hier ein paar Beispiele:
Der dampfende Gugelhupf
Eine der wohl bekanntesten Haltungen. Wird ausschließlich im Liegen eingenommen. Die in sich eingerollte Katze berührt leicht mit dem Unterkiefer die Vorderpfoten und verharrt dort starr und in Glückseligkeit. Erfahrene Gugelhupfer sinken so tief in die Entspannung hinein, dass man sie mühelos von A nach B transportieren kann, ohne dass sie auch nur ein Augenlid erheben.
Warum dampfend? Keine Ahnung, ist mir gerade eingefallen.
Der sterbende Schwan
Diese Haltung findet sich in zahlreichen Ausformungen. Hinter verschlossenen Schlafzimmer-, Küchen- oder Haustüren, vor leeren Futternäpfen, hinter in Urlaub fahrenden Mitbewohnern… Sie äußert sich ausschließlich durch eine einzige Sache: Lautes, unsäglich leidendes Gekreische. Eine meditative Meisterleistung.
Der gemeine Seeigel
Ist eine eher unwillkürliche Pose, belebend bis aufputschend. Eine Übung, auf die wir wenig bis keinen Einfluss haben. Selbst die erfahrensten Yogacats können sich dem Seeigel, wenn er in ihnen aufsteigt, nicht entziehen. Er geschieht einfach. Die Haare stellen sich rechtwinkelig zur jeweiligen Körperform auf und bleiben dort spitz du starr, bis das Unwetter vorüber ist. Danach fallen wir unmittelbar in
den ausgezogenen Strudelteig
In dieser Pose werden wir flach und flacher und bieten unsere verletzliche Vorderseite Sonne, Mond und Sternen feil. Rücklinks ausgestreckt, die Hinterpfoten eher flach auf den Boden und die vorderen etwas in die Höhe gestreckt. Kann statisch oder leicht hin und her rollend eingenommen werden. Löst Anspannungen und fördert innere Ruhe. Unsere Schönheit kommt hier besonders gut zur Geltung. Außer wir heben dabei den Kopf, dann könnte es etwas einfältig wirken.
Der brodelnde Vulkan
Der Vulkan kann nur in frischgemachten Betten vollführt werden. Während die Decken flockig über den Matratzen liegen, luftig aufgebläht, kriechen wir Katzen darunter und bauen uns die perfekte Höhle. Wir SIND die Höhle. Von außerhalb allerdings wird diese lediglich als kleiner Hügel wahrgenommen, der normalerweise vom Bettenmacher kurze Zeit später entdeckt, als Formfehler verstanden und mit heftigem Klopfen glattgemacht wird. Was dazu führt, dass der brodelnde Vulkan unvermittelt ausbricht, aufspringt, und daher meist in Verbindung mit dem Seeigel und dem sterbenden Schwan ausgeführt wird.
Das Nichts
Das Nichts ist wohl eher eine Einstellung als eine Haltung. Ins Nichts können wir Katzen uns immer und praktisch aus dem Stand heraus begeben. Manchmal aus Kalkül (Blumentopf umgeworfen), oder aus Neugierde (was ist das für ein seltsames Fenster), meist aber aus reinem Spieltrieb (wo bin ich -such mich) Es erfordert wenig bis keine Anstrengung, aber ein hohes Maß an Praxis. Daher führt diese Übung bei sehr jungen unerfahrenen Katzen nicht immer zum gewünschten Erfolg, da sie meinen, auch der Wäschekorb, der Zeitungsständer oder das Eck des Sofas seien das Nichts. Im Nichts sind wir nirgendwo, keiner findet uns, als hätte es uns nie gegeben. Wir tauchen auf und verschwinden wieder.
Wir sind dann einfach…, Moment noch, …………weg!
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