Es war wieder mal so weit. Die Tage wurden länger, die Nächte milder, die Menschen wuselten unangenehm glückselig durch die Gegend und grenzten meine natürliche Umlaufbahn empfindlich ein. Friede, Freude, Eierkuchen. Aber vor allem Liebe. Davor ist niemand gefeit, auch nicht die menschlichen Weibchen, und schon gar nicht meine seltsame Mitbewohnerin.
Wissen Sie, warum mich meine Mitbewohnerin Felice genannt hat? Weil ich sie gleich zu Anfang so glücklich gemacht habe. Sagt sie zumindest. Und ich würde ihr nicht widersprechen, obwohl unsere erste Begegnung für mich ja nicht undbedingt so prickelnd war.
Ich hing gerade mit beiden Pfoten an einem riesigen Plüschkratzbaum, über mir meine Geschwister, unter mir meine Mutter, die uns träge beobachtete und froh war, dass nicht ständig irgendwer an ihr herum saugte. Später, viel später, verstand ich sie.
Das mit der Kommunikation ist so eine Sache. Während meine seltsame Mitbewohnerin mit Augenrollen, Schmollmund und Hände-über-dem-Kopf-zusammen-Schlagen ganze Enzyklopädien füllen könnte, sind wir Katzen darauf angewiesen, mit spärlichstem Werkzeug unsere gesamte Gefühlspalette zum Ausdruck zu bringen. Oder haben Sie schon mal unser Stirnrunzeln bemerkt? Eben!
Unlängst sah ich Jimmy von Gegenüber auf seiner ausgefransten Kindermatratze liegen. Faul und gemütlich. Aber es war Vormittag, normalerweise Jimmys Kampfzeit! Nachdem ich mich unter sein Gartentor durchgequetscht hatte, fragte ich ihn, warum er denn nicht schon längst auf Mäusepatrouille sei.
Kürzlich eröffnete meine seltsame Mitbewohnerin ein Gespräch mit den Worten: „Felice, es wird mal wieder Zeit….“
So schnell konnte die Katzentüre gar nicht auf und zu schwingen, dass ich nicht bereits die Katzentreppe runter gehoppelt war und das Weite gesucht hatte. Denn Sätze, die so beginnen, verheißen niemals, ich wiederhole NIEMALS, etwas Gutes.
Und Schuld daran sind nur die doofen Telemietzen, so nennen wir in meiner Welt jene hochfrisierten, geschleckten Exemplare, denen völlig das Schamgefühl fehlt und die sich medial prostituieren und damit den gesamten Katzenruf weltweit diskreditieren. Jawohl!
Vor einiger Zeit hatten wir Besuch. Das heißt, meine Mitbewohnerin hatte Besuch. Ich versteckte mich wie immer unterm Bett. Der Besuch bestand unter anderem aus einem kleinen Mädchen, etwa so groß wie ein Fingerhut, das nicht mal meinen Namen richtig aussprechen konnte. Statt dem schön klingenden „Felice“ rief das Gör die ganze Zeit: „Liiiits, Liitss, Liiiiiiiiiiiiitssssss!!“ während es mit seinen Patschhänden unters Bett fummelte. Und meine Mitbewohnerin, die Verräterin, hatte nichts Besseres zu tun, als mich auf der anderen Seite abzupassen und direkt in die Hände des Feindes zu legen.
Letztens war mir langweilig und ich hatte Hunger, außerdem war ich zickig drauf. Dann saß auch noch meine Mitbewohnerin in meiner Couchmulde und schrieb etwas in ein Heft. Ich sprang zu ihr hoch und versuchte, mich mittig aufs Papier zu legen. Sie schob mich leicht zur Seite und sagte: „Nicht jetzt Felice, ich schreibe gerade meine Wünsche und Ziele fürs kommende Jahr auf.“
Eigentlich leben wir Katzen hier in unserer Straße in recht gutem Einvernehmen. Ganz unten bei der Straßeneinfahrt lebt ein eitler Siamkater, der sich mordsmäßig was einbildet, weil er eine RASSEKATZE ist. Ich bin auch Rassekatze, für manchen vielleicht mehr Katze als Rasse, aber egal.
Für nachfolgende Überlegungen war Schreibselbraut wieder Ghostwriter ihrer Katze Felice. Diese sind auch in der Ausgabe 4/2012 des Magazins all4pets (www.all4pets.at) erschienen.
Auch Katzen brauchen einen Ghostwriter. Für das Magazin all4pets (www.all4pets.at) bringt Schreibselbraut die Gedanken ihrer Katze Felice regelmäßig aufs Papier. Die folgenden Katzenüberlegungen sind in der Ausgabe 3/2012 erschienen.